Es soll ja Menschen geben, die süchtig nach diesen kleinen Online-Spielchen auf Tablet, Smartphone & Co sind. Die Spiele werden täglich in ihren Tagesablauf integriert und können ungeniert die wenigen Stunden namens Freizeit fressen.
(Außer Frage, dass zwischenmenschlicher Kontakt und Unternehmungen immer oberste Priorität haben sollten!) Was macht man alternativ, um FÜR SICH mal zu entspannen? Ein gutes Buch lesen? Einen spannenden, lustigen, romantischen oder blöden Film gucken? (Das deutsche Fernsehen kann ich leider nur noch mit letztem Adjektiv betiteln und da greife ich persönlich lieber ausgewählt zu Netflix oder Amazon Prime...)
Hat man unterm Strich eigentlich mehr von diesen klassischen Ablenkungen oder ist es nur die positivere Bewertung die man ihnen beimisst? Beim „guten Buch“ resultierend aus weniger technisierteren Zeiten?
Ein Buch lehrt, regt Hirn und die eigene Phantasie an, man schwelgt in anderen Welten, ein Film kann was lehren, Gefühle ansprechen, Erfahrungsschatz erweitern oder Ideen liefern. Man lenkt sich aber bei beidem irgendwie vom eigenen Leben ab, oder nicht? Man fiebert mit den Hauptdarstellern mit. Aber vielleicht ist das ja auch der Sinn der Entspannung dabei...?
Bei den Spielchen arbeitet man nur eingeschränkte Vorgaben ab.
Wenn ich mir allein die Tatsachen einmal realistisch vor Augen halte:
Reihen von farblich passenden Süssigkeiten werden abgebaut und wer dann am Ende alles Gelee zerstört hat, kommt einen Level weiter. Was will mir dieses Spiel beibringen?
Indizien eines Mordfalles müssen im Wimmelbild gefunden werden. Immer wiederkehrende Abläufe, neue Wimmelbilder und unendlich vieler störender Spieleanfragen via Facebook und man hat immer noch nicht alle Morde dieser Stadt gelöst! Ich komme NIE an ein Ziel! Bei allen Spielen nicht! ARGH WARUUUUUUM???????
Diese beiden Spiele haben aber glücklicherweise irgendwann einen Energiestopp. Man kann sich endlich wieder ums wahre Leben kümmern. (Wäsche entfernen und so, hängt die letzte Socke auf der Leine, dann juhuuu, endlich das nächste Level: die Kochwäsche!)
Schwieriger sehe ich dagegen die Spiele ohne Begrenzung an. Man spielt zB einen Bauern, der strategisch seine Farm nebst Nutztieren, Feldern, Angelbereich, Mine und Stadtkern bearbeiten muß. Superschön und detailverliebt umgesetzt, Spielspaß (und Zeitverlust) ohne Ende vorprogrammiert.
Nichts Verwerfliches einerseits, andererseits gibt es dort die Gruppenbildung! Wie sagt man heut so schön? OMG! Der Gedanke einer Gruppe, die einen bei seinen Abläufen und Materialsammlungen unterstützt, ist wunderbar. Doch daß es selbst bei sowas zu Druck kommt: Zicken- und Bockterror und -über andere KommunikationsApps mitgeteilte Ansagen, „man möchte heute lieber vor der Gruppe oder einzelnen Mitgliedern, unerkannt spielen. Nicht ansprechen!“, schlägt doch dem Butterfass den Boden aus, oder nicht? Seit es einen gruppendynamischen Derbywochenwettkampf gibt, gibt es sogar Fast-Mobbing, Rauswürfe und dergleichen. Halloooo? Hackt es? Oder besser gesagt, harkt es noch? Wo versteckt sich da der Spaß im Wimmelbild? Braucht man den Druck selbst im Spiel? Nö!
Also, ich gestehe, ich schalte selbst gern für mich mit solchen Spielereien (bis zu gewissen Grenzen) ab, frage mich aber ganz oft des Öfteren, nach dem Sinn des Ganzen und habe dann ein schlechtes Gewissen dabei, kein gutes Buch stattdessen gelesen zu haben. Es macht schon Spaß aber die Zeit ist so kostbar, daß ein Gewissenskonflikt nicht zu vermeiden ist. Oder resultiert diese Denke noch aus der Kindheit? „Du kannst doch nicht die ganze Zeit (bei so nem Wetter) innen bleiben, vor der Glotze hängen, etc.“
Ich ärger mich dann manchmal über mich selbst, wenn ich es mal übertreibe, habe aber zum Glück noch irgendwo einen verstaubten Stoppknopf, um ins Real Life zu wechseln. Und wenn einem alles auf den Zeiger geht, hat man immer noch die Wahl einfach auf DELETE zu drücken, was sehr befreien kann!
Was mir daraufhin aber da noch grössere Sorge macht, wie schaffen es die Teens von heute? Seit jüngerer Kindheit hochtechnisiert: Vom PC ans Handy, etwas Schule zwischendurch, dann grösstenteils fast nur online mit Freunden getroffen, seit kleinster Kindheit in der Neandertalhaltung, Geknatsche, wenn die Technik weggeschlossen wird? Ohjeh! Ist dieser Generation der Stoppknopf überhaupt noch vererbt worden?? Mich würde Eure Meinung zu diesem Thema mal interessieren!
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